Sport Schweiz 2020 Kinder- und Jugendbericht

Die Kinder und Jugend­li­chen haben ihre Spor­tak­tivität in den letzten sechs Jahren erhöht. Der nega­tive Trend, der sich zwischen 2008 und 2014 abzeich­nete, konnte gestoppt werden. Die Anzahl der Sport­stunden liegt heute sogar leicht höher als 2008. Die Kinder und Jugend­liche werden in zwei Gruppen aufge­teilt. Die 10-14-Jährigen und die 15-19-Jährigen. Die 10-14-Jährigen haben im Durch­schnitt 2.2 Sport­arten genannt, welche sie sport­lich betreiben. 48% dieser Kinder sind wöchent­lich mehr als sieben Stunden aktiv. Wird zusätzlich auch der obli­ga­to­ri­sche Sport­un­ter­richt berücksich­tigt, welcher in der oberen erwähnten Zahl noch nicht enthalten ist, so kommen die Kinder auf eine wöchent­liche Spor­tak­tivität von durch­schnitt­lich 9.6 Stunden. Die sport­lich aktiven Jugend­li­chen geben im Durch­schnitt 4.6 Sport­arten an. Aus den Angaben zur Häufig­keit und Dauer, mit der diese Sport­arten ausgeübt werden, lässt sich wiederum die Gesamtak­tivität errechnen. Sie liegt tiefer als bei den 10-14-Jährigen. Im Durch­schnitt errei­chen die Jugend­li­chen heute 6.5 Sport­stunden pro Woche. Bei mehr als der Hälfte der Jugend­li­chen kommen zusätzlich Sport­stunden im Rahmen des obli­ga­to­ri­schen Sport­un­ter­richts dazu. Damit kommen die 15-19-Jährigen durch­schnitt­lich auf 7.5 Stunden pro Woche.

Alters- und Geschlech­ter­un­ter­schiede

Knaben treiben mehr Sport als Mädchen. Sowohl bei den 10-14-Jährigen als auch bei den 15-19-Jährigen kommen die männli­chen Jugend­li­chen auf mehr ausser­schu­li­sche Sport­stunden als ihre weib­li­chen Alters­ge­nos­sinnen. Bei den sport­li­chen Aktivitäten sind 43 Prozent der Mädchen und 53 Prozent der Knaben über sieben Stunden aktiv. Eine Reduk­tion des Geschlech­ter­un­ter­schieds kann aber vor allem bei den sport­li­chen Aktivitäten der sehr aktiven 10-14-Jährigen fest­ge­stellt werden, wo die Mädchen klar zulegen konnten. Von den männli­chen Jugend­li­chen (15-19-Jährigen) sind 40 Prozent mehr als sieben Stunden wöchent­lich sport­lich aktiv, von den weib­li­chen Jugend­li­chen sind es 32 Prozent. Die Stei­ge­rung bei den jungen Frauen lässt sich teil­weise mit dem Fitness­boom der letzten Jahre erklären. Bei den jungen Männern schrumpft die Gruppe der über sieben Stunden sport­lich Aktiven um 3 Prozent­punkte, wohin­gegen diese Gruppe bei den jungen Frauen um 7 Prozent­punkte ansteigt. Bei den jungen Frauen hat sich der Anteil an Nicht­sport­le­rinnen in den letzten sechs Jahren signi­fi­kant um 4 Prozent­punkte redu­ziert. Heute ist die Spor­tak­tivität bei den 10-Jährigen gleich hoch wie bei den 14-Jährigen und bei den 15-Jährigen nur wenig höher als bei den 19-Jährigen. Veränderungen im Lebens­lauf zeigen sich aber mit Blick auf die Nicht­sport­le­rinnen und Nicht­sportler. Zwischen dem 10. Und dem 14. Lebens­jahr verdop­pelt sich der Anteil der sport­lich Inak­tiven von 8 auf 18 Prozent. Der Anteil an Nicht­sport­le­rinnen und Nicht­sport­lern verdop­pelt sich in der Zeit zwischen Primar- und Sekun­dar­schule. Der Anteil an Jugend­li­chen, die mehr als 7 Stunden pro Woche Sport treiben, fällt von 50 Prozent bei den 14-Jährigen auf 33 Prozent bei den 16-Jährigen. Die Knaben legen bereits in jungen Jahren eine sehr hohe Spor­tak­tivität an den Tag. Die Mädchen können im Alter zwischen 11 und 13 Jahren dann aber aufholen und die Geschlech­ter­un­ter­schiede etwas redu­zieren.

Sport­arten

Fragt man allge­mein nach den sport­li­chen Aktivitäten, so liegen Skifahren, Schwimmen und Velo­fahren noch vor dem Fuss­ball. Auch bei den 15-19-Jährigen stehen Skifahren, Schwimmen und Velo­fahren vor Wandern, Jogging, Kraft­trai­ning, Fuss­ball, Fitness­trai­ning und Tanzen an der Spitze der populärsten Spor­tak­tivitäten. Insge­samt betreiben die aktiven 10-14-Jährigen heute im Schnitt 4.9 verschie­dene Sport­arten. Wenn man auch die weiteren sport­li­chen Aktivitäten mitzählt, so schieben sich Skifahren, Schwimmen und Velo­fahren vor das Fuss­ball­spielen. Häufig als sport­liche Aktivitäten werden zudem Wandern und in gerin­gerem Masse Schlit­teln, Jogging, Snow­boarden und Eislaufen erwähnt. Ferner muss bei der Berech­nung der Gesamtausübung einer Sportart berücksich­tigt werden, dass auch Kinder, die sagen, dass sie keinen Sport treiben würden, hie und da schwimmen gehen, Velo oder Ski fahren oder eine Wande­rung machen. Bei den 10-14-Jährigen haben in den letzten sechs Jahren vor allem Wandern, Skifahren und Turnen an Popu­larität gewonnen, wobei bei letz­terem insbe­son­dere Tram­po­lin­springen geboomt hat. Beim Wandern, das am stärksten zulegen konnte, wird sichtbar, wie sich der Wander­boom auf die Kinder auswirkt.

Mädchen und Knaben haben unter­schied­liche Sport­ar­tenpräferenzen. Den höchsten Mädchen­an­teil finden wir beim Reiten, Tanzen, Inline-Skating, Eislaufen, Volley­ball und in der Leicht­ath­letik. Während sich der Favorit der Mädchen – Tanzen – bei den Knaben erst weit hinten auf der Hitliste findet, erfreut sich Fuss­ball mitt­ler­weile auch bei den Mädchen grosser Beliebt­heit.

Mit Skifahren, Schwimmen, Velo­fahren, Wandern und Jogging stehen bereits bei den Jugend­li­chen jene Life­time-Sport­arten zuoberst auf der Beliebt­heits­s­kala, die auch bei der gesamten Schweizer Wohnbevölkerung an der Spitze stehen und im Grund­la­gen­be­richt zu Sport Schweiz 2020 als "helve­ti­scher Fünfkampf" bezeichnet werden. Bei den jungen Frauen finden wir bereits den helve­ti­schen Fünfkampf mit Schwimmen, Skifahren, Velo­fahren, Wandern und Jogging an der Spitze, bei den jungen Männern sind Fuss­ball und Kraft­trai­ning noch etwas populärer als Jogging und Wandern.

Sportwünsche

Die Zunahme der Spor­tak­tivität, die wir in den letzten sechs Jahren beob­achten konnten dürfte sich in nächster Zeit fort­setzen. Gegen die Hälfte der aktiven Kinder und Jugend­li­chen äusserten den Wunsch, eine Sportart vermehrt oder neu zu betreiben. Während zwei Drittel der Kinder mit Sport­wunsch eine Sportart nennen, die sie neu oder vermehrt betreiben möchten, zählt ein Drittel mehr als eine Wunsch­sportart auf. An der Spitze der Wunsch­sport­arten stehen Kampfs­port, Tanzen und Fuss­ball. Die Höhe des aktu­ellen Spor­ten­ga­ge­ment beein­flusst den Sport­wunsch jedoch kaum. Bei den Kindern ist es selten der Fall, dass sie ihr Spor­ten­ga­ge­ment in einer Sportart redu­zieren möchten. Bei den jungen Sport­le­rinnen äussern sich 52 Prozent den Wunsch, das Spor­ten­ga­ge­ment auszu­bauen, bei den jungen Sport­lern sind es 40 Prozent. Bei den Jugend­li­chen verhält es sich mit dem Wunsch, das Spor­ten­ga­ge­ment auszu­bauen, ähnlich wie bei den Kindern. Von den Jugend­li­chen wird in 44 Prozent der Fälle mehr als eine Sportart genannt, die sie neu oder vermehrt ausüben möchten. Die Wunsch­liste wird angeführt von Kampfs­port, Tanzen, Kraft­trai­ning und Jogging. 

Sport­mo­tive

Es gibt zahl­reiche Gründe, Sport zu treiben. Bei den Kindern stehen der Spass, die Fitness, die Freude am Sport und an der Bewe­gung sowie das Zusam­men­sein mit Kolle­ginnen und Kollegen an erster Stelle. Grundsätzlich ist Sport mit vielen posi­tiven Asso­zia­tionen verbunden. Am häufigsten denken die Jugend­li­chen bei Sport an Bewe­gung, Trai­ning, Gesund­heit, Anstren­gung und Freude. Am häufigsten - von fast zwei Drit­teln der sport­trei­benden Kinder - wird betont, dass es wichtig sei, Spass beim Sport zu haben. Je rund ein Drittel möchte gerne fit und trai­niert sein oder meint, dass Bewe­gung und Sport einfach Freude bereiten. Die wich­tigsten Gründe für das Sport­treiben der Jugend­li­chen ist Fitness, Gesund­heit und Freude an der Bewe­gung. Daneben will man beim Sport­treiben auch Ziele errei­chen, Stress abbauen, etwas für die Figur tun, sich entspannen, draussen in der Natur oder mit Freunden und Bekannten zusammen sein. Zwischen den jungen Frauen und den jungen Männern gibt es bei den Sport­mo­tiven einige bemer­kens­werte und statis­tisch signi­fi­kante Unter­schiede. Die jungen Frauen nennen häufiger Bodys­ha­ping, Stressabbau und Entspan­nung als Moti­va­toren. Die jungen Männer betonen stärker die Gesel­lig­keits-, Leis­tungs- und Wett­kampf­mo­tive. Sport hat allge­mein bei den Kindern und Jugend­li­chen ein gutes Image und weckt viele posi­tive Asso­zia­tionen. Auch bei den Nicht­sport­le­rinnen und Nicht­sportler hat Sport ein gutes Image.

Die Nicht­sportler und Nicht­sport­le­rinnen

In den letzten sechs Jahren ist der Anteil an Nicht­sport­le­rinnen und Nicht­sport­lern um zwei bis drei Prozent­punkte gesunken und liegt heute wieder auf dem Wert von 2008. Bis zum 14. Lebens­jahr nimmt die Inak­tivität sowohl bei den Knaben wie auch bei den Mädchen konti­nu­ier­lich zu. Der Anteil an sport­lich Inak­tiven ist unter den Mädchen nur leicht höher als unter den Knaben. Es ist auch nicht so, dass schlechte Erfah­rungen den Kindern die Freude am Sport verderben würden. Von den inak­tiven Kindern mit Spor­ter­fah­rung sagen 86 Prozent, dass sie beim Sport­treiben gute Erfah­rungen gemacht hätten. Die Gründe, warum Kinder und Jugend­liche eine Sportab­sti­nenz entwi­ckeln, sind sehr ähnlich. Insge­samt werden die fehlende Zeit, keine Lust auf Sport, zu viel Arbeit und Stress sowie andere Hobbies und Inter­essen, am häufigsten genannt. Die Anzahl der Nicht­sport­le­rinnen und Nicht­sportler hat sich also in den letzten sechs Jahren redu­ziert, die verblei­bende Gruppe ist aber gleich­zeitig inak­tiver geworden. 74 Prozent der inak­tiven Kinder und 52 Prozent der inak­tiven Jugend­li­chen würden gerne wieder mit Sport beginnen. 

Regio­nale Unter­schiede

Die Grösse, die Art und die Lage des Wohn­orts haben einen Einfluss auf die Spor­tak­tivität. Dabei scheinen sich die Unter­schiede nach Sied­lungstyp in den letzten sechs Jahren eher verstärkt, die Unter­schiede nach Sprach­re­gion dagegen abge­schwächt zu haben. In ländli­chen Regionen treiben die Kinder und Jugend­li­chen etwas mehr Sport als in urbanen Gebieten. In ländli­chen Gemeinden finden wir sowohl mehr sport­lich sehr Aktive als auch weniger Nicht­sport­le­rinnen und Nicht­sportler als in den Städten. Bei den Kindern und Jugend­li­chen sinkt dagegen die Spor­tak­tivität mit der Gemein­degrösse. Dieser Unter­schied lässt sich am ehesten über die unter­schied­liche Vereins­zugehörigkeit erklären. Die Jugend­li­chen und insbe­son­dere die Kinder auf dem Land sind klar häufiger in den Sport­ver­einen aktiv, und Vereinss­port­le­rinnen und Vereinss­portler zeichnen sich durch eine klar höhere Spor­tak­tivität aus.

Die Unter­schiede zwischen den Sprach­re­gionen haben sich redu­ziert. Eine klare Kluft zwischen der latei­ni­schen Schweiz und der Deutsch­schweiz kann nicht mehr ausge­macht werden. In der französischen wie auch in der italie­ni­schen Schweiz treiben die Kinder und Jugend­li­chen heute deut­lich mehr Sport. Wenn wir zusätzlich die Geschlech­ter­un­ter­schiede unter die Lupe nehmen, zeigt sich, dass in allen drei Sprach­re­gionen die Knaben und jungen Männer mehr Sport treiben als die Mädchen und jungen Frauen. Bei den Kindern und Jugend­li­chen sämtli­cher Sprach­re­gionen sind Skifahren, Schwimmen, Radfahren, Fuss­ball und Wandern die Top 5.

Soziale Herkunft

Die Bildung und das Einkommen der Eltern beein­flussen die Spor­tak­tivität der Kinder. Daneben färbt auch die Sport­be­geis­te­rung der Eltern auf die Kinder ab. Die Spor­tak­tivität der Kinder steigt mit jeder Einkom­mens­stufe. Auch Kinder von Eltern mit tieferem Einkommen machen viel Sport, der Anteil an Nicht­sport­le­rinnen und Nicht­sport­lern ist bei ihnen aber doppelt so hoch wie bei Kindern, die in einem besser situ­ierten Haus­halt aufwachsen. Haben die Eltern nur die obli­ga­to­ri­sche Schule abge­schlossen, so ist die Wahr­schein­lich­keit, dass die Kinder nur wenig oder gar keinen ausser­schu­li­schen Sport betreiben, deut­lich erhöht. Kinder von Eltern, die keinen Sport treiben, kommen auf deut­lich weniger Sport­stunden als Kinder von Eltern, die sport­lich aktiv sind. Eine Vereins­mit­glied­schaft der Eltern wirkt sich zusätzlich positiv auf das Sport­ver­halten der Kinder aus. Die Bildung beein­flusst das Einkommen, und die sozioökono­mi­sche Lage wirkt sich auf die Spor­tak­tivität aus.

Migra­ti­ons­hin­ter­grund

Kinder und Jugend­liche mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund treiben weniger Sport als Kinder und Jugend­liche ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Inner­halb der Migra­ti­onsbevölkerung gibt es aber grosse Unter­schiede je nach Herkunfts­land, Aufent­halts­dauer in der Schweiz und Geschlecht. Kinder und Jugend­liche mit schweizer Natio­nalität treiben mehr Sport als Kinder und Jugend­liche mit ausländischer Natio­nalität. Die Unter­schiede zeigen sich bei den Nicht­sport­le­rinnen und Nicht­sport­lern deut­li­cher als bei den sport­lich sehr Aktiven. Der Anteil an inak­tiven Kindern und Jugend­li­chen ist in der Migra­ti­onsbevölkerung klar höher als in der einhei­mi­schen Bevölkerung, wenn­gleich es auch in der Migra­ti­onsbevölkerung eine beträchtliche Zahl an Kindern und Jugend­li­chen gibt, die auf viele Sport­stunden pro Woche kommen. Anders sieht es bei den jugend­li­chen Doppelbürgerinnen und Doppelbürgern aus: Ab dem 15. Lebens­jahr treiben die Doppelbürgerinnen und Doppelbürger gleich viel Sport wie die Schwei­ze­rinnen und Schweizer ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Dies ist ein Anzei­chen dafür, dass sich das Sport­ver­halten der Migra­ti­onsbevölkerung mit zuneh­mender Aufent­halts­dauer in der Schweiz den einhei­mi­schen Werten angleicht. Die Spor­tak­tivität der Migran­tinnen und Migranten kann sich je nach Herkunfts­re­gion deut­lich unter­scheiden. Während sich die jungen Migran­tinnen und Migranten aus Mittel- und Nord­eu­ropa sowie teil­weise auch von ausser­halb Europas durch eine hohe Spor­tak­tivität auszeichnen, sind die jungen Migranten und vor allem Migran­tinnen aus Süd- und Osteu­ropa klar unter­durch­schnitt­lich aktiv.

Sport­set­ting

Die Zunahme des Sport­trei­bens im Sport­verein geschah nicht auf Kosten des nicht­or­ga­ni­sierten Sports. Die nicht­or­ga­ni­sierten Spor­tak­tivitäten mit Kolle­ginnen und Freunden, mit den Eltern oder auch allein haben eben­falls zuge­nommen. Die regelmässigen Spor­tak­tivitäten der Jugend­li­chen finden heute etwas häufiger unge­bunden, dafür etwas weniger im Verein statt. 68 Prozent der Kinder treiben regelmässig - das heisst mindes­tens einmal wöchent­lich - in einem Verein Sport. Die zusätzli­chen sport­li­chen Aktivitäten finden kaum im Verein statt. Ins Gewicht fallen jene Aktivitäten, die nicht­or­ga­ni­siert mit Kolle­ginnen und Kollegen, mit den Eltern oder alleine statt­finden. Die nicht­or­ga­ni­sierten Aktivitäten haben in den letzten sechs Jahren tenden­ziell zuge­nommen. Bei den 15-19-Jährigen gewinnt der freie unge­bun­dene Sport weiter an Bedeu­tung und wird zum wich­tigsten Sport­set­ting. Die 15-19-Jährigen treiben also nicht nur mehr, sondern auch regelmässiger nicht­or­ga­ni­sierten Sport. Die hohe Spor­tak­tivität der Jugend­li­chen in den unter­schied­li­chen Settings erfor­dert eine breite und vielfältige Spor­tin­fra­struktur.

Sport im Verein

Zwischen dem Kinder- und Jugen­dalter gehen die Vereins­mit­glied­schaften deut­lich zurück. Die Geschlechter-, Regions- und Natio­nalitäten-Unter­schiede, die wir bei den 10-14-Jährigen fest­ge­stellt haben, zeigen sich auch bei den 15-19-Jährigen. So sind junge Männer häufiger Mitglied in einem Sport­verein als junge Frauen, Jugend­liche auf dem Land häufiger als jene in der Stadt und junge Erwach­sene ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund häufiger als solche mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Bemer­kens­wert ist, dass wir in den letzten sechs Jahren nur bei den jungen Männern, nicht aber bei den jungen Frauen einen Rückgang bei den Vereins­mit­glied­schaften fest­stellen können. Die Abnahme bei den Vereins­mit­glied­schaften verläuft teil­weise zu Gunsten einer Mitglied­schaft in einem Fitnesscenter. Bei den jungen Frauen steht weiterhin der Turn­verein an erster Stelle, gefolgt von Volley­ball, Tanzen, Leicht­ath­letik, Fuss­ball und Kampfs­port. Bei den jungen Männern ist einmal mehr Fuss­ball die unan­ge­foch­tene Nummer 1, gefolgt von Kampfs­port, Unihockey, Schiessen, Tennis und Eishockey. Entschei­dende Faktoren für die Vereins­mit­glied­schaft sind neben der Ausübung einer passenden Sportart und einem guten Trai­ning auch die sozialen Aspekte. Mit den Kolle­ginnen und Kollegen will man die gewählte Sportart in einem regelmässigen und gut gelei­teten Trai­ning ausüben können.

Der Trend, dass die Kinder immer jünger in den Sport­verein eintreten, hat sich weiter verstärkt. Rund die Hälfte aller Erstein­tritte passierte zwischen dem sechsten und dem achten Lebens­jahr. Je früher man einsteigt, desto früher steigt man auch wieder aus. Die typi­schen Einstei­ger­ver­eine sind Turn­ver­eine und Fuss­ball­clubs. Die Suche nach der rich­tigen Sportart, dem geeig­neten Trai­ning und den passenden Kolle­ginnen und Kollegen dürfte zu grossen Teilen auch für die häufigen Verein­s­austritte und Vereins­wechsel verant­wort­lich sein. Mit zuneh­mendem Alter nehmen naturgemäss auch die Verein­s­austritte zu. Neben der Häufig­keit gibt es zwischen den Verein­s­austritten der Kinder und jenen der Jugend­li­chen einen weiteren entschei­denden Unter­schied. Während es sich bei den Kindern mehr­heit­lich um Vereins­wechsel handelt, verab­schieden sich die Jugend­li­chen häufiger ganz aus dem Vereinss­port. Viele der von den Kindern genannten Gründe für einen Verein­s­austritt lassen sich in zwei Kate­go­rien einteilen: Bei einem guten Drittel gingen die Freude und das Inter­esse an der betrie­benen Vereinss­portart verloren, bei einem Fünftel stand ein Wechsel zu einer anderen Sportart im Vorder­grund. Bei den Jugend­li­chen wird der Sport­ar­ten­wechsel sogar von über der Hälfte als Austritts­grund ange­geben. Im Gegen­satz zu den Kindern verweisen die 15-19-Jährigen aber auch relativ häufig auf ihre Unzu­frie­den­heit mit dem Trai­ning und den Trai­nings­zeiten sowie auf ihre Probleme mit dem Trai­nings­leiter. Der Wunsch, wieder in einem Verein Sport zu treiben, nimmt somit mit stei­gendem Alter ab. Nichts­de­sto­trotz liessen sich auch bei den jungen Erwach­senen rund zwei Drittel der sport­lich aktiven Nicht­mit­glieder für eine Mitglied­schaft im Sport­verein gewinnen.

Sport in der Schule

72 Prozent der Kinder im Alter von 10-14-Jahren sagen, dass sie norma­ler­weise drei Lektionen obli­ga­to­ri­schen Sport­un­ter­richt pro Woche hätten. Neben dem obli­ga­to­ri­schen Sport­un­ter­richt wird an vielen Schulen auch frei­wil­liger Schul­sport ange­boten. Im Gegen­satz zum Sport­verein nehmen Mädchen und die Migra­ti­onsbevölkerung leicht häufiger am frei­wil­ligen Schul­sport teil als Knaben und Kinder ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Kinder, welche in einem städtischen Umfeld aufwachsen, nehmen signi­fi­kant häufiger am frei­wil­ligen Schul­sport teil als Kinder aus Agglo­me­ra­ti­ons­ge­meinden und ländli­chen Gemeinden. Für die Bewe­gungs- und Sportförderung beson­ders wert­voll ist, dass das Schul­um­feld sämtliche Kinder unabhängig von sozialem Status und Herkunft erreicht und für Sport und Bewe­gung begeis­tern vermag. Sowohl der obli­ga­to­ri­sche Sport­un­ter­richt als auch der frei­wil­lige Schul­sport moti­viert ein Drittel der teil­neh­menden Kinder sehr stark dazu, auch ausser­halb der Schule Sport zu treiben. Während des Unter­richts können bewegte Pausen und Bewe­gungs­auf­gaben helfen, die Konzen­tra­tion der Kinder zu stei­gern und die Lern­leis­tung zu verbes­sern. Kinder, welche Bewe­gungsmöglich­keiten während des Schul­un­ter­richts vorfinden, bewegen sich tatsächlich häufiger und haben dadurch auch seltener das Bedürfnis, sich mehr bewegen zu wollen.

Sport­fer­tig­keiten

Mit Abstand am Besten schätzen sich die Kinder beim Velo­fahren ein. Auch beim Seil­springen, Schwimmen und Skifahren berichten mehr als zwei Drittel von guten oder sehr guten Fertig­keiten. Dass man gut jonglieren oder snow­boarden kann, räumt hingegen nur noch rund jedes zehnte Kind ein. Je nach Geschlecht, Natio­nalität, sozialer Herkunft und Wohnort lassen sich einige inter­essante Unter­schiede bei den sport­li­chen Fertig­keiten finden. Wenig überra­schend ist, dass mit stei­gendem Umfang der sport­li­chen Aktivitäten auch die Sport­fer­tig­keiten zunehmen. Kinder, welche viel Sport treiben, schätzen ihr Können in den verschie­denen Spor­tak­tivitäten höher ein als nicht oder wenig sport­lich aktive Kinder. Kritisch ange­merkt werden muss hier, dass es sich bei der hier benutzten Bewer­tung der Sport­fer­tig­keiten um subjek­tive Einschätzungen handelt, die immer auch davon abhängen, welcher Refe­renz­rahmen zur Bewer­tung beige­zogen wird.

Sport­ver­let­zungen

Wie vor sechs Jahren hat sich ein guter Fünftel der Kinder und Jugend­li­chen inner­halb des letzten Jahres beim Sport­treiben verletzt. Obwohl sich der Anteil der verletzten Jugend­li­chen kaum von jenem der Kinder unter­scheidet, haben die 15-19-Jährigen häufiger mehrere und schwe­rere Verlet­zungen zu beklagen als die 10-14-Jährigen. Zwischen Mädchen und Knaben gibt es kaum Unter­schiede, einzig in den ganz jungen Jahren verletzten sich Knaben etwas häufiger. Bei den meisten Verlet­zungen handelte es sich glückli­cher­weise um weniger gravie­rende Verlet­zungen, welche nicht stationär behan­delt werden mussten. Sowohl bei den 10-14-Jährigen wie auch bei den 15-19-Jährigen hat sich rund ein Fünftel der Verlet­zungen beim Fuss­ball­spielen ereignet. Bei beiden Alters­gruppen folgt an zweiter Stelle das Turnen. Es erstaunt aber wenig, da Fuss­ball und Turnen zwei der am meisten ausgeübten Sport­arten bei den Kindern und Jugend­li­chen sind. 

Bewe­gungs­ver­halten

Analog zur Spor­tak­tivität haben bei den 10-14-Jährigen auch die Bewe­gungs­ak­tivitäten im Alltag zuge­nommen. Neben dem ausser­schu­li­schen Sport tragen der Schulweg und die Aktivitäten während des Schulall­tags ihren Teil zu einem bewegten Leben bei. Wie beim Schulweg kamen die meisten aber auf weniger als eine halbe Stunde Bewe­gungs­zeit. Während mehr als einer Stunde haben sich beson­ders viele Kinder beim ausser­schu­li­schen Sport und beim Sport­un­ter­richt bewegt. Der Anteil des Schul­set­tings, und hier vor allem jener des Schul­wegs, hat in derselben Zeit­spanne hingegen etwas an Bedeu­tung verloren. Bei den Knaben und Kindern ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund spielt der ausser­schu­li­sche Sport eine überdurch­schnitt­liche Rolle, wohin­gegen bei den Mädchen und den ausländischen Kindern das Schul­set­ting eine wich­ti­gere Funk­tion einnimmt. Die Kinder sind auch an den Woche­n­enden sport­lich aktiv. Zwei Drittel der Kinder haben ange­geben, dass sie an den Woche­n­enden Sport getrieben hätten. Ein Viertel hat sich dabei während mehr als zwei Stunden sport­lich betätigt. Da sämtliche Bevölkerungs­gruppen ihre Bewe­gungs­zeit in den letzten sechs Jahren in ähnli­chem Ausmass stei­gern konnten, sind nach wie vor teil­weise beträchtliche Geschlechts-, Alters-, Regionen- und Natio­nalitätsun­ter­schiede zu beob­achten. Knaben bewegen sich insbe­son­dere an Schul­tagen deut­lich mehr als Mädchen. An den Woche­n­enden konnten die Mädchen aber etwas mehr zulegen und die Geschlech­ter­dif­fe­renzen somit etwas verrin­gern. Während die Kinder in der Romandie an Schul­tagen eine überdurch­schnitt­liche Bewe­gungs­zeit an den Tag legen, weisen sie am Woche­n­ende unter­durch­schnitt­liche Werte auf. In der italie­nisch­spra­chigen Schweiz bewegen sich die Kinder hingegen an Schul­tagen deut­lich weniger als die Kinder aus der Romandie und der Deutsch­schweiz. Kinder mit Schweizer Natio­nalität und Doppelbürgerinnen und Doppelbürger bewegen sich an Wochen- und Woche­n­end­tagen in ähnli­chem Ausmass; Kinder mit ausländischer Natio­nalität zeigen hingegen eine deut­lich tiefere Bewe­gungs­ak­tivität.

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Sport Schweiz 2020 Kinder- und Jugendbericht