Sport Schweiz 2020 Kinder- und Jugendbericht
Die Kinder und Jugendlichen haben ihre Sportaktivität in den letzten sechs Jahren erhöht. Der negative Trend, der sich zwischen 2008 und 2014 abzeichnete, konnte gestoppt werden. Die Anzahl der Sportstunden liegt heute sogar leicht höher als 2008. Die Kinder und Jugendliche werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die 10-14-Jährigen und die 15-19-Jährigen. Die 10-14-Jährigen haben im Durchschnitt 2.2 Sportarten genannt, welche sie sportlich betreiben. 48% dieser Kinder sind wöchentlich mehr als sieben Stunden aktiv. Wird zusätzlich auch der obligatorische Sportunterricht berücksichtigt, welcher in der oberen erwähnten Zahl noch nicht enthalten ist, so kommen die Kinder auf eine wöchentliche Sportaktivität von durchschnittlich 9.6 Stunden. Die sportlich aktiven Jugendlichen geben im Durchschnitt 4.6 Sportarten an. Aus den Angaben zur Häufigkeit und Dauer, mit der diese Sportarten ausgeübt werden, lässt sich wiederum die Gesamtaktivität errechnen. Sie liegt tiefer als bei den 10-14-Jährigen. Im Durchschnitt erreichen die Jugendlichen heute 6.5 Sportstunden pro Woche. Bei mehr als der Hälfte der Jugendlichen kommen zusätzlich Sportstunden im Rahmen des obligatorischen Sportunterrichts dazu. Damit kommen die 15-19-Jährigen durchschnittlich auf 7.5 Stunden pro Woche.
Alters- und Geschlechterunterschiede
Knaben treiben mehr Sport als Mädchen. Sowohl bei den 10-14-Jährigen als auch bei den 15-19-Jährigen kommen die männlichen Jugendlichen auf mehr ausserschulische Sportstunden als ihre weiblichen Altersgenossinnen. Bei den sportlichen Aktivitäten sind 43 Prozent der Mädchen und 53 Prozent der Knaben über sieben Stunden aktiv. Eine Reduktion des Geschlechterunterschieds kann aber vor allem bei den sportlichen Aktivitäten der sehr aktiven 10-14-Jährigen festgestellt werden, wo die Mädchen klar zulegen konnten. Von den männlichen Jugendlichen (15-19-Jährigen) sind 40 Prozent mehr als sieben Stunden wöchentlich sportlich aktiv, von den weiblichen Jugendlichen sind es 32 Prozent. Die Steigerung bei den jungen Frauen lässt sich teilweise mit dem Fitnessboom der letzten Jahre erklären. Bei den jungen Männern schrumpft die Gruppe der über sieben Stunden sportlich Aktiven um 3 Prozentpunkte, wohingegen diese Gruppe bei den jungen Frauen um 7 Prozentpunkte ansteigt. Bei den jungen Frauen hat sich der Anteil an Nichtsportlerinnen in den letzten sechs Jahren signifikant um 4 Prozentpunkte reduziert. Heute ist die Sportaktivität bei den 10-Jährigen gleich hoch wie bei den 14-Jährigen und bei den 15-Jährigen nur wenig höher als bei den 19-Jährigen. Veränderungen im Lebenslauf zeigen sich aber mit Blick auf die Nichtsportlerinnen und Nichtsportler. Zwischen dem 10. Und dem 14. Lebensjahr verdoppelt sich der Anteil der sportlich Inaktiven von 8 auf 18 Prozent. Der Anteil an Nichtsportlerinnen und Nichtsportlern verdoppelt sich in der Zeit zwischen Primar- und Sekundarschule. Der Anteil an Jugendlichen, die mehr als 7 Stunden pro Woche Sport treiben, fällt von 50 Prozent bei den 14-Jährigen auf 33 Prozent bei den 16-Jährigen. Die Knaben legen bereits in jungen Jahren eine sehr hohe Sportaktivität an den Tag. Die Mädchen können im Alter zwischen 11 und 13 Jahren dann aber aufholen und die Geschlechterunterschiede etwas reduzieren.
Sportarten
Fragt man allgemein nach den sportlichen Aktivitäten, so liegen Skifahren, Schwimmen und Velofahren noch vor dem Fussball. Auch bei den 15-19-Jährigen stehen Skifahren, Schwimmen und Velofahren vor Wandern, Jogging, Krafttraining, Fussball, Fitnesstraining und Tanzen an der Spitze der populärsten Sportaktivitäten. Insgesamt betreiben die aktiven 10-14-Jährigen heute im Schnitt 4.9 verschiedene Sportarten. Wenn man auch die weiteren sportlichen Aktivitäten mitzählt, so schieben sich Skifahren, Schwimmen und Velofahren vor das Fussballspielen. Häufig als sportliche Aktivitäten werden zudem Wandern und in geringerem Masse Schlitteln, Jogging, Snowboarden und Eislaufen erwähnt. Ferner muss bei der Berechnung der Gesamtausübung einer Sportart berücksichtigt werden, dass auch Kinder, die sagen, dass sie keinen Sport treiben würden, hie und da schwimmen gehen, Velo oder Ski fahren oder eine Wanderung machen. Bei den 10-14-Jährigen haben in den letzten sechs Jahren vor allem Wandern, Skifahren und Turnen an Popularität gewonnen, wobei bei letzterem insbesondere Trampolinspringen geboomt hat. Beim Wandern, das am stärksten zulegen konnte, wird sichtbar, wie sich der Wanderboom auf die Kinder auswirkt.
Mädchen und Knaben haben unterschiedliche Sportartenpräferenzen. Den höchsten Mädchenanteil finden wir beim Reiten, Tanzen, Inline-Skating, Eislaufen, Volleyball und in der Leichtathletik. Während sich der Favorit der Mädchen – Tanzen – bei den Knaben erst weit hinten auf der Hitliste findet, erfreut sich Fussball mittlerweile auch bei den Mädchen grosser Beliebtheit.
Mit Skifahren, Schwimmen, Velofahren, Wandern und Jogging stehen bereits bei den Jugendlichen jene Lifetime-Sportarten zuoberst auf der Beliebtheitsskala, die auch bei der gesamten Schweizer Wohnbevölkerung an der Spitze stehen und im Grundlagenbericht zu Sport Schweiz 2020 als "helvetischer Fünfkampf" bezeichnet werden. Bei den jungen Frauen finden wir bereits den helvetischen Fünfkampf mit Schwimmen, Skifahren, Velofahren, Wandern und Jogging an der Spitze, bei den jungen Männern sind Fussball und Krafttraining noch etwas populärer als Jogging und Wandern.
Sportwünsche
Die Zunahme der Sportaktivität, die wir in den letzten sechs Jahren beobachten konnten dürfte sich in nächster Zeit fortsetzen. Gegen die Hälfte der aktiven Kinder und Jugendlichen äusserten den Wunsch, eine Sportart vermehrt oder neu zu betreiben. Während zwei Drittel der Kinder mit Sportwunsch eine Sportart nennen, die sie neu oder vermehrt betreiben möchten, zählt ein Drittel mehr als eine Wunschsportart auf. An der Spitze der Wunschsportarten stehen Kampfsport, Tanzen und Fussball. Die Höhe des aktuellen Sportengagement beeinflusst den Sportwunsch jedoch kaum. Bei den Kindern ist es selten der Fall, dass sie ihr Sportengagement in einer Sportart reduzieren möchten. Bei den jungen Sportlerinnen äussern sich 52 Prozent den Wunsch, das Sportengagement auszubauen, bei den jungen Sportlern sind es 40 Prozent. Bei den Jugendlichen verhält es sich mit dem Wunsch, das Sportengagement auszubauen, ähnlich wie bei den Kindern. Von den Jugendlichen wird in 44 Prozent der Fälle mehr als eine Sportart genannt, die sie neu oder vermehrt ausüben möchten. Die Wunschliste wird angeführt von Kampfsport, Tanzen, Krafttraining und Jogging.
Sportmotive
Es gibt zahlreiche Gründe, Sport zu treiben. Bei den Kindern stehen der Spass, die Fitness, die Freude am Sport und an der Bewegung sowie das Zusammensein mit Kolleginnen und Kollegen an erster Stelle. Grundsätzlich ist Sport mit vielen positiven Assoziationen verbunden. Am häufigsten denken die Jugendlichen bei Sport an Bewegung, Training, Gesundheit, Anstrengung und Freude. Am häufigsten - von fast zwei Dritteln der sporttreibenden Kinder - wird betont, dass es wichtig sei, Spass beim Sport zu haben. Je rund ein Drittel möchte gerne fit und trainiert sein oder meint, dass Bewegung und Sport einfach Freude bereiten. Die wichtigsten Gründe für das Sporttreiben der Jugendlichen ist Fitness, Gesundheit und Freude an der Bewegung. Daneben will man beim Sporttreiben auch Ziele erreichen, Stress abbauen, etwas für die Figur tun, sich entspannen, draussen in der Natur oder mit Freunden und Bekannten zusammen sein. Zwischen den jungen Frauen und den jungen Männern gibt es bei den Sportmotiven einige bemerkenswerte und statistisch signifikante Unterschiede. Die jungen Frauen nennen häufiger Bodyshaping, Stressabbau und Entspannung als Motivatoren. Die jungen Männer betonen stärker die Geselligkeits-, Leistungs- und Wettkampfmotive. Sport hat allgemein bei den Kindern und Jugendlichen ein gutes Image und weckt viele positive Assoziationen. Auch bei den Nichtsportlerinnen und Nichtsportler hat Sport ein gutes Image.
Die Nichtsportler und Nichtsportlerinnen
In den letzten sechs Jahren ist der Anteil an Nichtsportlerinnen und Nichtsportlern um zwei bis drei Prozentpunkte gesunken und liegt heute wieder auf dem Wert von 2008. Bis zum 14. Lebensjahr nimmt die Inaktivität sowohl bei den Knaben wie auch bei den Mädchen kontinuierlich zu. Der Anteil an sportlich Inaktiven ist unter den Mädchen nur leicht höher als unter den Knaben. Es ist auch nicht so, dass schlechte Erfahrungen den Kindern die Freude am Sport verderben würden. Von den inaktiven Kindern mit Sporterfahrung sagen 86 Prozent, dass sie beim Sporttreiben gute Erfahrungen gemacht hätten. Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche eine Sportabstinenz entwickeln, sind sehr ähnlich. Insgesamt werden die fehlende Zeit, keine Lust auf Sport, zu viel Arbeit und Stress sowie andere Hobbies und Interessen, am häufigsten genannt. Die Anzahl der Nichtsportlerinnen und Nichtsportler hat sich also in den letzten sechs Jahren reduziert, die verbleibende Gruppe ist aber gleichzeitig inaktiver geworden. 74 Prozent der inaktiven Kinder und 52 Prozent der inaktiven Jugendlichen würden gerne wieder mit Sport beginnen.
Regionale Unterschiede
Die Grösse, die Art und die Lage des Wohnorts haben einen Einfluss auf die Sportaktivität. Dabei scheinen sich die Unterschiede nach Siedlungstyp in den letzten sechs Jahren eher verstärkt, die Unterschiede nach Sprachregion dagegen abgeschwächt zu haben. In ländlichen Regionen treiben die Kinder und Jugendlichen etwas mehr Sport als in urbanen Gebieten. In ländlichen Gemeinden finden wir sowohl mehr sportlich sehr Aktive als auch weniger Nichtsportlerinnen und Nichtsportler als in den Städten. Bei den Kindern und Jugendlichen sinkt dagegen die Sportaktivität mit der Gemeindegrösse. Dieser Unterschied lässt sich am ehesten über die unterschiedliche Vereinszugehörigkeit erklären. Die Jugendlichen und insbesondere die Kinder auf dem Land sind klar häufiger in den Sportvereinen aktiv, und Vereinssportlerinnen und Vereinssportler zeichnen sich durch eine klar höhere Sportaktivität aus.
Die Unterschiede zwischen den Sprachregionen haben sich reduziert. Eine klare Kluft zwischen der lateinischen Schweiz und der Deutschschweiz kann nicht mehr ausgemacht werden. In der französischen wie auch in der italienischen Schweiz treiben die Kinder und Jugendlichen heute deutlich mehr Sport. Wenn wir zusätzlich die Geschlechterunterschiede unter die Lupe nehmen, zeigt sich, dass in allen drei Sprachregionen die Knaben und jungen Männer mehr Sport treiben als die Mädchen und jungen Frauen. Bei den Kindern und Jugendlichen sämtlicher Sprachregionen sind Skifahren, Schwimmen, Radfahren, Fussball und Wandern die Top 5.
Soziale Herkunft
Die Bildung und das Einkommen der Eltern beeinflussen die Sportaktivität der Kinder. Daneben färbt auch die Sportbegeisterung der Eltern auf die Kinder ab. Die Sportaktivität der Kinder steigt mit jeder Einkommensstufe. Auch Kinder von Eltern mit tieferem Einkommen machen viel Sport, der Anteil an Nichtsportlerinnen und Nichtsportlern ist bei ihnen aber doppelt so hoch wie bei Kindern, die in einem besser situierten Haushalt aufwachsen. Haben die Eltern nur die obligatorische Schule abgeschlossen, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder nur wenig oder gar keinen ausserschulischen Sport betreiben, deutlich erhöht. Kinder von Eltern, die keinen Sport treiben, kommen auf deutlich weniger Sportstunden als Kinder von Eltern, die sportlich aktiv sind. Eine Vereinsmitgliedschaft der Eltern wirkt sich zusätzlich positiv auf das Sportverhalten der Kinder aus. Die Bildung beeinflusst das Einkommen, und die sozioökonomische Lage wirkt sich auf die Sportaktivität aus.
Migrationshintergrund
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund treiben weniger Sport als Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Innerhalb der Migrationsbevölkerung gibt es aber grosse Unterschiede je nach Herkunftsland, Aufenthaltsdauer in der Schweiz und Geschlecht. Kinder und Jugendliche mit schweizer Nationalität treiben mehr Sport als Kinder und Jugendliche mit ausländischer Nationalität. Die Unterschiede zeigen sich bei den Nichtsportlerinnen und Nichtsportlern deutlicher als bei den sportlich sehr Aktiven. Der Anteil an inaktiven Kindern und Jugendlichen ist in der Migrationsbevölkerung klar höher als in der einheimischen Bevölkerung, wenngleich es auch in der Migrationsbevölkerung eine beträchtliche Zahl an Kindern und Jugendlichen gibt, die auf viele Sportstunden pro Woche kommen. Anders sieht es bei den jugendlichen Doppelbürgerinnen und Doppelbürgern aus: Ab dem 15. Lebensjahr treiben die Doppelbürgerinnen und Doppelbürger gleich viel Sport wie die Schweizerinnen und Schweizer ohne Migrationshintergrund. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass sich das Sportverhalten der Migrationsbevölkerung mit zunehmender Aufenthaltsdauer in der Schweiz den einheimischen Werten angleicht. Die Sportaktivität der Migrantinnen und Migranten kann sich je nach Herkunftsregion deutlich unterscheiden. Während sich die jungen Migrantinnen und Migranten aus Mittel- und Nordeuropa sowie teilweise auch von ausserhalb Europas durch eine hohe Sportaktivität auszeichnen, sind die jungen Migranten und vor allem Migrantinnen aus Süd- und Osteuropa klar unterdurchschnittlich aktiv.
Sportsetting
Die Zunahme des Sporttreibens im Sportverein geschah nicht auf Kosten des nichtorganisierten Sports. Die nichtorganisierten Sportaktivitäten mit Kolleginnen und Freunden, mit den Eltern oder auch allein haben ebenfalls zugenommen. Die regelmässigen Sportaktivitäten der Jugendlichen finden heute etwas häufiger ungebunden, dafür etwas weniger im Verein statt. 68 Prozent der Kinder treiben regelmässig - das heisst mindestens einmal wöchentlich - in einem Verein Sport. Die zusätzlichen sportlichen Aktivitäten finden kaum im Verein statt. Ins Gewicht fallen jene Aktivitäten, die nichtorganisiert mit Kolleginnen und Kollegen, mit den Eltern oder alleine stattfinden. Die nichtorganisierten Aktivitäten haben in den letzten sechs Jahren tendenziell zugenommen. Bei den 15-19-Jährigen gewinnt der freie ungebundene Sport weiter an Bedeutung und wird zum wichtigsten Sportsetting. Die 15-19-Jährigen treiben also nicht nur mehr, sondern auch regelmässiger nichtorganisierten Sport. Die hohe Sportaktivität der Jugendlichen in den unterschiedlichen Settings erfordert eine breite und vielfältige Sportinfrastruktur.
Sport im Verein
Zwischen dem Kinder- und Jugendalter gehen die Vereinsmitgliedschaften deutlich zurück. Die Geschlechter-, Regions- und Nationalitäten-Unterschiede, die wir bei den 10-14-Jährigen festgestellt haben, zeigen sich auch bei den 15-19-Jährigen. So sind junge Männer häufiger Mitglied in einem Sportverein als junge Frauen, Jugendliche auf dem Land häufiger als jene in der Stadt und junge Erwachsene ohne Migrationshintergrund häufiger als solche mit Migrationshintergrund. Bemerkenswert ist, dass wir in den letzten sechs Jahren nur bei den jungen Männern, nicht aber bei den jungen Frauen einen Rückgang bei den Vereinsmitgliedschaften feststellen können. Die Abnahme bei den Vereinsmitgliedschaften verläuft teilweise zu Gunsten einer Mitgliedschaft in einem Fitnesscenter. Bei den jungen Frauen steht weiterhin der Turnverein an erster Stelle, gefolgt von Volleyball, Tanzen, Leichtathletik, Fussball und Kampfsport. Bei den jungen Männern ist einmal mehr Fussball die unangefochtene Nummer 1, gefolgt von Kampfsport, Unihockey, Schiessen, Tennis und Eishockey. Entscheidende Faktoren für die Vereinsmitgliedschaft sind neben der Ausübung einer passenden Sportart und einem guten Training auch die sozialen Aspekte. Mit den Kolleginnen und Kollegen will man die gewählte Sportart in einem regelmässigen und gut geleiteten Training ausüben können.
Der Trend, dass die Kinder immer jünger in den Sportverein eintreten, hat sich weiter verstärkt. Rund die Hälfte aller Ersteintritte passierte zwischen dem sechsten und dem achten Lebensjahr. Je früher man einsteigt, desto früher steigt man auch wieder aus. Die typischen Einsteigervereine sind Turnvereine und Fussballclubs. Die Suche nach der richtigen Sportart, dem geeigneten Training und den passenden Kolleginnen und Kollegen dürfte zu grossen Teilen auch für die häufigen Vereinsaustritte und Vereinswechsel verantwortlich sein. Mit zunehmendem Alter nehmen naturgemäss auch die Vereinsaustritte zu. Neben der Häufigkeit gibt es zwischen den Vereinsaustritten der Kinder und jenen der Jugendlichen einen weiteren entscheidenden Unterschied. Während es sich bei den Kindern mehrheitlich um Vereinswechsel handelt, verabschieden sich die Jugendlichen häufiger ganz aus dem Vereinssport. Viele der von den Kindern genannten Gründe für einen Vereinsaustritt lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Bei einem guten Drittel gingen die Freude und das Interesse an der betriebenen Vereinssportart verloren, bei einem Fünftel stand ein Wechsel zu einer anderen Sportart im Vordergrund. Bei den Jugendlichen wird der Sportartenwechsel sogar von über der Hälfte als Austrittsgrund angegeben. Im Gegensatz zu den Kindern verweisen die 15-19-Jährigen aber auch relativ häufig auf ihre Unzufriedenheit mit dem Training und den Trainingszeiten sowie auf ihre Probleme mit dem Trainingsleiter. Der Wunsch, wieder in einem Verein Sport zu treiben, nimmt somit mit steigendem Alter ab. Nichtsdestotrotz liessen sich auch bei den jungen Erwachsenen rund zwei Drittel der sportlich aktiven Nichtmitglieder für eine Mitgliedschaft im Sportverein gewinnen.
Sport in der Schule
72 Prozent der Kinder im Alter von 10-14-Jahren sagen, dass sie normalerweise drei Lektionen obligatorischen Sportunterricht pro Woche hätten. Neben dem obligatorischen Sportunterricht wird an vielen Schulen auch freiwilliger Schulsport angeboten. Im Gegensatz zum Sportverein nehmen Mädchen und die Migrationsbevölkerung leicht häufiger am freiwilligen Schulsport teil als Knaben und Kinder ohne Migrationshintergrund. Kinder, welche in einem städtischen Umfeld aufwachsen, nehmen signifikant häufiger am freiwilligen Schulsport teil als Kinder aus Agglomerationsgemeinden und ländlichen Gemeinden. Für die Bewegungs- und Sportförderung besonders wertvoll ist, dass das Schulumfeld sämtliche Kinder unabhängig von sozialem Status und Herkunft erreicht und für Sport und Bewegung begeistern vermag. Sowohl der obligatorische Sportunterricht als auch der freiwillige Schulsport motiviert ein Drittel der teilnehmenden Kinder sehr stark dazu, auch ausserhalb der Schule Sport zu treiben. Während des Unterrichts können bewegte Pausen und Bewegungsaufgaben helfen, die Konzentration der Kinder zu steigern und die Lernleistung zu verbessern. Kinder, welche Bewegungsmöglichkeiten während des Schulunterrichts vorfinden, bewegen sich tatsächlich häufiger und haben dadurch auch seltener das Bedürfnis, sich mehr bewegen zu wollen.
Sportfertigkeiten
Mit Abstand am Besten schätzen sich die Kinder beim Velofahren ein. Auch beim Seilspringen, Schwimmen und Skifahren berichten mehr als zwei Drittel von guten oder sehr guten Fertigkeiten. Dass man gut jonglieren oder snowboarden kann, räumt hingegen nur noch rund jedes zehnte Kind ein. Je nach Geschlecht, Nationalität, sozialer Herkunft und Wohnort lassen sich einige interessante Unterschiede bei den sportlichen Fertigkeiten finden. Wenig überraschend ist, dass mit steigendem Umfang der sportlichen Aktivitäten auch die Sportfertigkeiten zunehmen. Kinder, welche viel Sport treiben, schätzen ihr Können in den verschiedenen Sportaktivitäten höher ein als nicht oder wenig sportlich aktive Kinder. Kritisch angemerkt werden muss hier, dass es sich bei der hier benutzten Bewertung der Sportfertigkeiten um subjektive Einschätzungen handelt, die immer auch davon abhängen, welcher Referenzrahmen zur Bewertung beigezogen wird.
Sportverletzungen
Wie vor sechs Jahren hat sich ein guter Fünftel der Kinder und Jugendlichen innerhalb des letzten Jahres beim Sporttreiben verletzt. Obwohl sich der Anteil der verletzten Jugendlichen kaum von jenem der Kinder unterscheidet, haben die 15-19-Jährigen häufiger mehrere und schwerere Verletzungen zu beklagen als die 10-14-Jährigen. Zwischen Mädchen und Knaben gibt es kaum Unterschiede, einzig in den ganz jungen Jahren verletzten sich Knaben etwas häufiger. Bei den meisten Verletzungen handelte es sich glücklicherweise um weniger gravierende Verletzungen, welche nicht stationär behandelt werden mussten. Sowohl bei den 10-14-Jährigen wie auch bei den 15-19-Jährigen hat sich rund ein Fünftel der Verletzungen beim Fussballspielen ereignet. Bei beiden Altersgruppen folgt an zweiter Stelle das Turnen. Es erstaunt aber wenig, da Fussball und Turnen zwei der am meisten ausgeübten Sportarten bei den Kindern und Jugendlichen sind.
Bewegungsverhalten
Analog zur Sportaktivität haben bei den 10-14-Jährigen auch die Bewegungsaktivitäten im Alltag zugenommen. Neben dem ausserschulischen Sport tragen der Schulweg und die Aktivitäten während des Schulalltags ihren Teil zu einem bewegten Leben bei. Wie beim Schulweg kamen die meisten aber auf weniger als eine halbe Stunde Bewegungszeit. Während mehr als einer Stunde haben sich besonders viele Kinder beim ausserschulischen Sport und beim Sportunterricht bewegt. Der Anteil des Schulsettings, und hier vor allem jener des Schulwegs, hat in derselben Zeitspanne hingegen etwas an Bedeutung verloren. Bei den Knaben und Kindern ohne Migrationshintergrund spielt der ausserschulische Sport eine überdurchschnittliche Rolle, wohingegen bei den Mädchen und den ausländischen Kindern das Schulsetting eine wichtigere Funktion einnimmt. Die Kinder sind auch an den Wochenenden sportlich aktiv. Zwei Drittel der Kinder haben angegeben, dass sie an den Wochenenden Sport getrieben hätten. Ein Viertel hat sich dabei während mehr als zwei Stunden sportlich betätigt. Da sämtliche Bevölkerungsgruppen ihre Bewegungszeit in den letzten sechs Jahren in ähnlichem Ausmass steigern konnten, sind nach wie vor teilweise beträchtliche Geschlechts-, Alters-, Regionen- und Nationalitätsunterschiede zu beobachten. Knaben bewegen sich insbesondere an Schultagen deutlich mehr als Mädchen. An den Wochenenden konnten die Mädchen aber etwas mehr zulegen und die Geschlechterdifferenzen somit etwas verringern. Während die Kinder in der Romandie an Schultagen eine überdurchschnittliche Bewegungszeit an den Tag legen, weisen sie am Wochenende unterdurchschnittliche Werte auf. In der italienischsprachigen Schweiz bewegen sich die Kinder hingegen an Schultagen deutlich weniger als die Kinder aus der Romandie und der Deutschschweiz. Kinder mit Schweizer Nationalität und Doppelbürgerinnen und Doppelbürger bewegen sich an Wochen- und Wochenendtagen in ähnlichem Ausmass; Kinder mit ausländischer Nationalität zeigen hingegen eine deutlich tiefere Bewegungsaktivität.
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